Der Patienten- und Pflegebeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Thomas Zöller MdL, appelliert an die Verantwortung der Pharmaindustrie gegenüber Patientinnen und Patienten. Ebenso betont der Beauftragte die Bedeutung individueller ärztlicher Beratung für jeden Patienten und jede Patientin.
„Das Thema Lieferengpässe für Arzneimittel begleitet uns schon einige Zeit. Bayern hat darauf u.a. mit der Gründung der Task-Force Arzneimittelversorgung reagiert. Auch mich als Patienten- und Pflegebeauftragter erreichen immer wieder Nachfragen zu einzelnen Arzneimitteln. Aktuell stehen vor allem Arzneimittel im Fokus, die zur Behandlung des Diabetes eingesetzt werden – sogenannte Antidiabetika“, berichtet Zöller.
„Seit bestimmte Antidiabetika off-label als Abnehmmittel genutzt werden, klagen Apotheken und Betroffene vermehrt über Versorgungsschwierigkeiten für Diabetikerinnen und Diabetiker. Zwar ist erwiesenermaßen eine Gewichtsabnahme ein entscheidender Schlüssel gegen Diabetes sowie andere sogenannte Volkskrankheiten; nichtsdestotrotz handelt es sich aber um einen gefährlichen Diät-Trend“, sagt Zöller. „Jedem Patienten und jeder Patientin kann ich nur dringend empfehlen, sich persönlich von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin beraten zu lassen. Gerade auch Übergewicht ist ein sehr individuelles Problem und Adipositas eine chronische Erkrankung. Medikamente können nur unterstützen, wenn der grundlegende Lebensstil – beispielsweise mit professioneller Hilfe – schrittweise verändert wird.“
„Mich selbst erschrecken im Moment ganz besonders die Prognosen zur Insulin Herstellung. Es heißt, dass sich Pharmaunternehmen zunehmend aus der Herstellung von Humaninsulinen verabschieden, um sich dem lukrativeren Markt der Abnehmmittel widmen zu können. Das ist aus meiner Sicht gegenüber allen Patientinnen und Patienten absolut verantwortungslos!“, hebt der Beauftragte hervor. „Auch, wenn die Nachfrage nach klassischen Antidiabetika anlässlich der zunehmenden Marktdurchdringung neuer Medikamente zur Gewichtsreduktion zurückgehen mag, müssten große Hersteller – so die Wirtschaftsprognosen – trotzdem in der Lage sein, den Rückgang dieser Arzneimittel wirtschaftlich zu kompensieren.“
„Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigt sich angesichts dieses Trends bereits beunruhigt, wie sich die Entwicklung auf die zukünftige Produktion von insbesondere Insulin auswirken könnte. Als Patienten- und Pflegebeauftragter appelliere ich deshalb eindringlich an die Verantwortlichen der Pharmaindustrie, das Wohl der Patientinnen und Patienten nicht aus den Augen zu verlieren und sich der eigenen Verantwortung bei der Arzneimittelherstellung bewusst zu sein!“
„Im Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) werden Lieferengpässe von Arzneimitteln dokumentiert und bewertet. Die Meldung selbst erfolgt durch das Pharmazeutische Unternehmen und basiert auf der erklärten Selbstverpflichtung zur Meldung von Lieferengpässen für versorgungsrelevante Arzneimittel. Über die Datenbank PharmNet.Bund kann jeder selbst aktuelle Lieferengpässe und eventuelle Gründe dafür nachlesen“, so der Patientenbeauftragte.